Schnaitheimer Hirscheckschule wagt neue Lernformen

Dass Heidenheim bildungspolitisch einen Schritt weiter ist als viele andere Kommunen, wurde gestern bei der Einweihung eines Montessori-Lernateliers in der Schnaitheimer Hirscheckschule deutlich. Denn diese besondere Art der Pädagogik wird im Nor-malfall nur an Privatschulen angeboten.

An der Mittelrainschule gibt es seit Herbst 2009 einen Grundschulzug, in dem die Kinder auf Grundlage der Montessori-Pädagogik unterrichtet werden. Vereinfacht dargestellt beruht das nach der italienischen Pädagogin Maria Montessori benannte Prinzip darauf, dass Kinder einen natürlichen Drang zum Lernen haben, den die Erwachsenen fördern müssen, aber die Kinder selbst ihr Lerntempo und ihre Lernweise finden dürfen.

Da die ersten Kinder an der Mittelrainschule zum Ende des laufenden Schuljahrs ihre Grundschulzeit beendet haben werden, machte man sich beim Montessori-Verein und bei der Verwaltung rechtzeitig Gedanken, wo die Kinder ab der fünften Klasse unterrichtet werden können. Und wurde an der Hirscheckschule fündig.

Seit März laufen die Vorbereitungen, in Schnaitheim die Voraussetzung für die Aufnahme der Montessori-Grundschüler vorzubereiten. Und noch mehr: Bereits zu Beginn dieses Schuljahres haben an der Schule in den „normalen“ fünften und sechsten Klassen Elemente der Montessori-Pädagogik Einzug gefunden. So wurde durch den Umbau zweier Klassenzimmer etwa ein sogenanntes Lernatelier geschaffen. Hier bietet sich den Schülern die Möglichkeit, sich unter Anleitung und Betreuung selbstständig und selbstverantwortlich Wissen anzueignen, das dem regulären Lehrplan entspricht. Ein nicht nur für die Schüler, sondern auch für die beteiligten Pädagogen völlig neuer Weg. Die räumlichen Voraussetzungen in der Hirscheckschule, die seit diesem Schuljahr unter dem Namen Werkrealschule mit offenen Lernformen nach Montessori firmiert, waren in den vergangenen Monaten geschaffen worden.

Gestern wurde der Montessori-Bereich offiziell eingeweiht. Um dies alles in sehr kurzer Zeit zu entwickeln, sei ein enormes Engagement des Montessori-Vereins, aber auch der Lehrer vonnöten gewesen, sagte die stellvertretende Schulleiterin Claudia Zanzinger-Knies bei der Eröffnung. Auch von den Eltern sei die Montessori-Idee von Anfang an positiv aufgenommen worden. Schulleiter Franz Endlicher betonte die „außerordentliche Dynamik“, die der Prozess gewonnen habe. Die ersten Gespräche hätten im Februar 2012 stattgefunden, und jetzt, im November, könne bereits die Eröffnung gefeiert werden.

„Wissen wir wirklich, was für Kinder gut und richtig ist, was ihnen selbst wichtig ist?“ so Bürgermeister Rainer Domberg. Vielleicht müssten sich die Erwachsenen auch öfter mal selbst hinterfragen. Dass Kinder selbst sehr gut wissen, was sie wollen und wie sie sich Wissen aneignen können, werde in der Montessori-Pädagogik deutlich. „Hilf mir, es selbst zu tun“, sei die Grundlage einer Pädagogik, bei der das Kind im Mittelpunkt steht und bei der dieses auch aus eigenem Antrieb lernt.

Die Tatsache, dass derzeit in den vier Montessori-Klassen in der Mittelrainschule 88 Kinder unterrichtet werden, zeige, dass man mit dem städtischen Angebot auf einem guten Weg sei. Das fortführende Konzept, das von der Hirscheckschule erarbeitet wurde, sei sehr schlüssig. Jetzt gelte es, die bereits erworbene Theorie mit Leben zu erfüllen, sagte Domberg.

Quelle: Andreas Uitz | on